Pro Velo und SP kämpfen weiter für sichere Velorouten

Tiefbauamt und Dienstabteilung Verkehr (DAV) fördern bei der Umsetzung der Velorouten-Initiative den Autoverkehr durch Quartierstrassen, anstatt endlich eine sichere Veloinfrastruktur zu realisieren. Pro Velo und SP werden deshalb die Einsprache zur Mühlebachstrasse weiterziehen.

Seit zehn Jahren steigen die Velo-Unfallzahlen in der Stadt Zürich rasant an. Fehlende Velorouten und unsichere Stellen führen zu zahlreichen Kollisionen und Selbstunfällen. Im internationalen Vergleich befindet sich die Stadt Zürich im hinteren Drittel, wie eine neue Studie der OECD zeigt. («ITF (2020), “Monitoring Progress in Urban Road Safety”, International Transport Forum Policy Papers, No. 79, OECD Publishing, Paris.)

 

Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich haben vor einem Jahr die Velorouten-Initiative mit über 70 Prozent Zustimmung angenommen. Die Initiative verlangt, dass auf Quartierstrassen ein durchgängiges Netz von 50 Kilometer vortrittsberechtigten und grundsätzlich autofreien Velorouten realisiert wird.

 

Unterdessen ist sichtbar, wie das Tiefbauamt die Initiative umsetzen will: An der Baslerstrasse, der Scheuchzerstrasse und der Mühlebachstrasse liegen Projekte vor. Gegen alle mussten Pro Velo und die SP Einwendungen und Einsprachen machen: Denn anstatt die Velorouten vom Auto-Durchfahrtsverkehr zu befreien, fördern Tiefbauamt und DAV diesen zusätzlich. Die Autos erhalten auf den Velovorzugsrouten dank der Aufhebung des Rechtsvortrittes nämlich ebenfalls freie Fahrt.

 

Oliver Heimgartner, Co-Präsident der SP Stadt Zürich, sagt: «Aufgrund der Vortrittsberechtigung gegenüber Querungen werden die Velorouten auch fürs Auto attraktiver. Deshalb haben die Stimmberechtigten klar entschieden, dass die Routen grundsätzlich frei sein müssen vom Autoverkehr – mit Ausnahmen natürlich für Anwohner*innen und Gewerbe. Es gibt zahlreiche Vorschläge, wie das umgesetzt werden könnte – von Blumentöpfen, die die Route an einer Stelle unterbrechen, über versetzte Einbahnstrecken entlang der Route bis zu Fahrverboten fürs Auto, bei denen der Zubringerdienst gestattet ist.»

 

Pro Velo und SP ziehen deshalb die Einsprache an der Mühlebachstrasse gemeinsam mit Anwohner/innen weiter. Yvonne Ehrensberger, Geschäftsführerin von Pro Velo Kanton Zürich, sagt: «Je mehr Autoverkehr auf einer Veloroute verbleibt, desto stärker leidet die objektive Sicherheit und das subjektive Sicherheitsgefühl. Für uns ist klar, dass wir keine unsicheren Velorouten zulassen. Es ist schade, dass es zu diesem Schritt kommen muss, aber die Stadt lässt uns keine andere Wahl mehr, als unsere Einsprache weiterzuziehen. Ob wir vor Gericht Erfolg haben, ist unklar – wir hoffen aber, dass nun alle Beteiligten aufwachen und endlich von Anfang an sichere Velorouten gemäss Volkswillen planen.»