Abstimmung über die Initative „Freier Sechseläutenplatz“
Welche Veranstaltungen belegen wieviele Tage?
Für mich ist wichtig, dass man weiss, welche Veranstaltungen betroffen sind. Aussagen wie „Jeder kann kommen und veranstalten, was er will.“ oder „Kommerz“ … fallen immer wieder, vielleicht wider besseres Wissen.
2016 sah die Belegung wie folgt aus (inkl. Auf- und Abbau):
2 Tage „Roter Teppich“
6 Tage Sechseläuten
2 Tage 1. Mai
35 Tage Zirkus Knie
4 Tage Oper für Alle
9 Tage Züri Fäscht
6 Tage Streetparade
1 Tag Eröffnungsfest Opernsaison
19 Tage Zürich Filmfestival
48 Tage Weihnachtsmarkt
Was sind das für Veranstaltungen?
Es ist nicht Kommerz, der da stattfindet, es sind Kultur und Feste und manchmal braucht die Oper eine Ecke für sich.
- „Roter Teppich“ ist der Auftakt zum Opernball. Man kann ihn lieben, meiden oder ignorieren, aber es gibt keinen Grund, sich an diesem Event zu stören. Er nutzt einen kleinen Teil des Platzes vor dem Opernhaus und verlangt nur weing Toleranz, um als Teil des Stadtlebens akzeptiert zu werden.
- Sechseläuten: Das traditionelle Fest der Bürgerlichen in Zürich.
- 1. Mai: Das traditionelle Fest der Linken in Zürich.
- Zirkus Knie: Der Zirkus Knie gastiert seit 1931 in Zürich. Bis zum Umbau des Platzes wurde nie infrage gestellt, dass dieser Zirkus weiterhin auf dem Sechseläutenplatz gastieren soll und nun will man ihm sagen, der Platz sei zu schön, er müsse weg. Wenn man Zirkus als Kulturgut betrachtet, ist eine solche Argumentation, implizit oder ausgesprochen, geradezu schmerzhaft. Der Zirkus ist die einzige Veranstaltung, bei der Eintritt verlangt wird und selbst die Initianten billigen ihm zu, dass er das weiterhin darf. Der Zirkus kann mit Zahlen belegen, dass es für ihn von grosser Bedeutung ist, ob er im Zentrum der Stadt sein Zelt aufschlagen darf oder ob er an die Peripherie gedrängt wird. Aus meiner Sicht ist der Zirkus unverdient zur Zielscheibe von Leuten geworden, denen er egal ist. Die Initianten betonen zwar, dass sie sich nicht gegen den Zirkus richten, aber ihre Anhänger tun es sehr wohl. Man kann sich in den Online-Kommentaren von Artikeln zur Initiative davon überzeugen. Orginalzitat: „Ich weiss nicht genau wo da der Spass liegt, wenn der Circus Knie im Sommer vor sich hin stinkt. Ab auf die Landi.“ – Unsympathisch, solche Schreibe!
- Oper für Alle: Einmal im Jahr verlässt die Oper ihre heiligen Hallen und organisiert eine Aufführung „für das Volk“ und das mit grossem Erfolg. Der Platz ist jewals gerappelt voll von Menschen. Man kann sich die ganze Oper anhören oder auch nur eine Weile stehen bleiben und reinhören. Auch das ist ein Stück Kulturgut und wer noch die Zeiten erlebt hat, als Oper ein Stelldichein von Nerzmänteln war, schätzt diese Art, wie sich die Oper der Bevölkerung näherbringen will, sehr.
- Züri Fäscht: Einmal alle 3 Jahre wird der Sechseläutenplatz zum Rummelplatz ebenso wie der Rest des Seebeckens. Man kann das mögen oder nicht aber es wäre unmöglich, an Tagen, an denen die Stadt so voll von Menschen ist, die sich vergnügen wollen, an dieser Lage eine ruhige Oase schaffen zu wollen.
- Streetparade: Sie findet jährlich statt, aber auch da gilt: Egal ob man es Event nennt oder freier Platz, er ist dann voll.
- Eröffnugnsfest Opernsaison: Auch bei diesem Anlass gilt, dass das Opernhaus nun mal an den Sechseläutenplatz angrenzt und einen kleinen Teil davon beansprucht, um seinen Saisonauftakt zu feiern. Auch das ist eine gute Gelegenheit um zu leben und leben zu lassen.
- Zürich Filmfestival: Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat sich Zürich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Zentrum des Schweizer Filmschaffens gemausert. Das Filmfestival ist ein Ausdruck davon und neben Zirkus und Oper ist es die dritte Kulturform, die auf dem Platz stattfindet. Das Filmfestival nutzt nur einen kleinen Teil des Platzes und es kann reizvoll sein, bei einem Kaffee auf dem Platz zu sitzen und dem Treiben der Filmleute zuzuschauen. Und wer das nicht will, es bleibt genug Platz für alle.
- Weihnachtsmarkt: Entweder er oder der Zirkus Knie müssten sicher über die Klinge springen, wenn die Initiative angenommen wird. Ob man nun findet, Zürich hätte genug Weihnachtsmärkte oder nicht, man muss zur Kenntnis nehmen, dass der Weihnachtsmarkt im November und Dezember auf dem Platz ist, also zu Zeiten, an denen es oft zu nass und zu kalt wäre, um auf dem Platz zu verweilen. Warum soll man ihn also verdrängen, wenn er doch zu einem Heissgetränk oder einem Feuer verhilft? Nur um die Zahlen zum stimmen zu bringen?
Welche Veranstaltungen wollen die Initianten weiterhin zulassen?
Genau über diesen Punkt schweigt sich die Initiative aus und überlässt es dem Stadtrat, welche Veranstaltungen weiterhin stattfinden dürfen und welche nicht. Das ist meiner Meinung nach unfair, denn wenn man schon Einschränkungen verlangt, sollte man offen sagen, wo. Immerhin hat einer der Initianten in einem Online-Kommentar einen Vorschlag veröffentlicht: „Es reicht z. B. fürs Sechseläuten, für einen Zirkus, fürs Filmfestival, für die Oper für Alle und für ein paar Sachen mehr“. (Samuel Hug im Tages-Anzeiger vom 15. 3)
Rechnen wir nach: Sechseläuten 7 Tage + Zirkus 35 Tage + Filmfestival 19 Tage + Oper für Alle 4 Tage macht genau 65 Tage. Für die versprochenen „paar Sachen mehr“ bleiben exakt null Tage.
Nochmals Samuel Hug: „Ich bitte Sie um mehr Flexibilität im Denken.“ Ich denke, wenn die Zahlen nicht aufgehen, muss man sie ändern, nicht schönreden. Der Gegenvorschlag ändert sie.
Welche Veranstaltungen könnten allenfalls hinzukommen?
2016 fanden nur die traditionellen Veranstaltungen statt. Vorgesehen ist noch ein Herbstzirkus im Oktober und es hat beim Gegenvorschlag noch etwas Spielraum für einmalige Veranstaltungen.
Wann ist der Platz sicher leer?
Der Gegenvorschlag besagt, dass von Juni bis September max. 45 Tage belegt sein dürfen. Das stellt sicher, dass der Platz während mindestens 2/3 der Sommermonate frei bleibt. Diese saisonale Einschränkung ist nur beim Gegenvorschlag vorgesehen. Die Initative macht keine Angaben, wann die 65 Tage für Events anfallen sollen.