SP 1 und 2 Kulturmatinée – ein gelungener Anlass!

Am 3. März lud die SP 1+2 zur Kulturmatinée mit Regierungsrätin Jacqueline Fehr und Autorin Laura de Weck. Der Anlass war gut besucht und das Publikum diskutierte im Anschluss an die Lesung mit den Podiumsteilnehmerinnen über die Zürcher Kulturpolitik. Der Anlass wurde von Natascha Wey moderiert.

Die Voraussetzungen stehen schlecht, um möglichst viele Leute in einen Saal zu locken: Bestes Wetter, Vogelgezwitscher, ein gefühlter Frühlingstag. Doch die Kutlurmatinée der SP Zürich 1&2 im Kirchengemeindehaus Enge ist gut besucht. Was sicher auch an den Rednerinnen liegt: Regierungsrätin Jacqueline Fehr, die Kulturschaffende Laura de Weck und Kantonsratskandidatin Natascha Wey, die die Diskussion moderiert.

 

Zu Beginn liest de Weck drei Texte, sie publiziert ihre Kolumnen regelmässig im “Tages-Anzeiger”. Ein Gespräch etwa zwischen der deutschen Einwanderin Johanna und dem Migranten Tarik, der in der SBB mit dem Snack-Wagen durch die Gänge zieht. Ein Sinnbild für die absurde Kategorisierung von Ausländer_innen, die wir in der Schweiz vornehmen: “Es ist egal, ob wir im Seefeld wohnen und keine Kinder haben, oder in Seebach und viele Kinder haben”, mit Migrationshintergrund in der Schweiz zu leben sei mit grossen Schwierigkeiten verbunden.

 

Die dritte Kolumne ist Auftakt der Diskussion im Kirchengemeindehaus: De Weck skizziert eine Welt, in der es keine Kultur gibt und stellt dem Publikum die Frage, ob diese lebenswert wäre. Die Podiumsteilnehmerinnen sind sich einig: Ohne Kultur, keine Gesellschaft. Selbst jene Bürger_innen, die nie ins Opernhaus gehen, sind von Kultur umgeben und konsumieren diese vielleicht sogar unbewusst. De Weck beschreibt es so: “Wenn wir Liebeskummer haben, hören wir Musik. Wenn jemand Geliebtes stirbt, suchen wir in der Literatur nach Zitaten, die sich mit dem Tod auseinandersetzen. Oder wir schauen Bilder an, die den Verstorbenen gefielen.”

Kultur als Überlebensmechanismus stellt Jacqueline Fehr am Beispiel von Krisengebieten dar: Die Menschen, die von Krieg und Armut geprägt sind, spielen Theater. Um der Realität, in der sie gerade leben, zu entkommen, um sich in Menschen hineinzuversetzen, die in einer humaneren Situation leben dürfen. Gerade junge Menschen, die mit Existenzängsten konfrontiert sind, “schlüpfen in die Rolle alter Menschen, um eine Vorstellung des Überlebens zu erhalten.”

 

Von der gesellschaftlichen Bedeutung der Kultur gelangt das Gespräch zur politischen Dimension. Der Lotteriefonds als Finanzierungsquelle für die Kultur wird kritisch diskutiert. Das Finanzierungsmodell sieht vor, dass keine staatlichen Beiträge an die Kulturförderung mehr gezahlt werden müssen, sondern die Mittel direkt aus dem Lotteriefonds zur Verfügung gestellt werden. Dieses Modell hat seine Tücken: Ab 2022 wird im Fonds nicht mehr genug Geld vorhanden sein – und was einmal aus dem Staatsbudget gestrichen wurde, kommt selten wieder rein. “Wir brauchen nicht nur den Erhalt der momentanen Mittel, sondern auch Entwicklungsperspektiven”, sagt Fehr.

 

Die Fragen drehten sich nicht nur um die Finanzierung von Kultur, sondern auch darum, welche Kultur gefördert werden sollte. De Weck greift das Programm des Schauspielhauses auf: “Momentan spielen wir viele Klassiker. Aber wir müssen wie damals, als Max Frisch als junger Mann inszenieren durfte, die Bühne den jungen Kulturschaffenden öffnen.”

Um eine langfristige Perspektive für die Kulturfinanzierung zu garantieren, müssen sich die Mehrheitsverhältnisse im Kantonsrat ändern, so Fehr. Denn die rechte Mehrheit verkenne einen zentralen Punkt: Kultur soll in erster Linie zweckfrei sein.
Diese Unabhängigkeit droht sie zu verlieren, wie ein Mann aus dem Publikum am Ende der Diskussion anmerkt: Auch die rechte Mehrheit wolle Kultur, jedoch privat finanziert. Das schafft Abhängigkeiten, die für die Kultur Gift sein können. Daher soll der Kanton für eine ausbalancierte Kulturförderung sowohl für die Kulturinstitutionen, als auch für die freie Kulturszene sorgen.