Das Kasernenareal – eine unendliche Geschichte

Endlich war eine Lösung für das Kasernenareal auf dem Tisch. - Dann machte der Kantonsrat dem sorgfältig ausgehandelten Kompromiss einen Strich durch die Rechnung.

1975 wurde eine Volksinitiative angenommen, die vom Kanton eine Verlegung des Militärs aus der Stadt verlangt. Gleichzeitig wurde der Kanton verpflichtet eine öffentliche Nutzung für das Kasernenareal zu planen.

 

Im selben Jahr reichte die SP im Gemeinderat ein Postulat ein, dass den Stadtrat aufforderte, sich beim Kanton für die Anliegen der städtischen Bevölkerung in Bezug auf die Nutzung des Areals einzusetzen.
Nachdem das Militär 1987 die neue Kaserne im Reppischtal gezogen war, wurde das Kasernengebäude zuerst für die Unterbringung von Asylsuchenden und später durch die Polizei genutzt.

 

Im städtischen Parlament wurden immer wieder Vorstösse zum Kasernenareal eingereicht, die daran erinnerten, dass hier ein Volksbeschluss noch immer seiner Umsetzung harrt. – Allerdings ohne dass etwas in Richtung Gesamtkonzept passierte.

 

Der ‘Masterplan Kasernenareal’ als Hoffnungsschimmer

 

Ein Lichtblick war der von Stadt und Kanton gemeinsam aufgegleiste ‘Masterplan Kasernenareal’ mit einem öffentlichen Beteiligungsverfahren, welches 2013 – 2014 durchgeführt wurde. Am ersten Anlass nahmen mehr als 200 interessierte Personen teil. Der Prozess wurde dokumentiert und die Anliegen der betroffenen Bevölkerung flossen in die Planung ein.

 

Ich konnte an einem der Anlässe teilnehmen und war entsetzt zu sehen, in welchem Zustand sich die Gebäude befinden. Obwohl seit 1981 durch den Regierungsrat unter Schutz gestellt, sind weite Teile der Gebäude in einem desolaten Zustand: zugemauerte Treppenhäuser, versprayte Durchgänge, ein notdürftig abgestützter Waffensaal, in dem die Farbe von den Wänden abblättert und die Stuckaturen abbrechen. Der Kanton hat seine Gebäude trotz selbst verfügtem Denkmalschutz verlottern lassen.

 

2017 wurde der ‘Masterplan Kasernenareal’ im Gemeinderat verhandelt. Die Stadt sollte die Zeughäuser im Baurecht erhalten, zu einem Baurechtszins, der eine lebendige, quartierbezogene Nutzung der Gebäude ermöglicht. Als Gegenleistung verpflichtete sich die Stadt einen substanziellen Beitrag zur Sanierung der Gebäude zu leisten. Die Sanierungskosten wurden 2016 auf 54.8 Millionen Franken geschätzt. Der Kanton hätte maximal 30 Millionen an die Sanierung geleistet. Alle weiteren Kosten hätte die Stadt getragen. Die Kostenbeteiligung und die Risikoübernahme von Mehrkosten der Sanierung wurden im Gemeinderat durchaus hinterfragt – denn eigentlich wäre der Eigentümer, d.h. der Kanton, dazu verpflichtet die Gebäude instand zu halten. Die Mehrheit des Gemeinderats hat sich 2017 trotzdem für diese Lösung ausgesprochen.

 

Kantonsrat lässt die Pläne platzen

 

Am 14. Januar 2019 hat der Kantonsrat diesen Kompromiss, der nach rund 44 Jahren endlich die Forderungen von 1975 aufnimmt, versenkt. Alle, die sich engagiert haben und mit Herzblut am Kompromiss mitgearbeitet haben, sind vor den Kopf gestossen. Wie es weiter geht, ist ungewiss. Schade, nur wenige Stimmen haben gefehlt, dass diese unendliche Geschichte des Kasernenareals ein Happy End gefunden hätte.

 

Am 24. März haben Sie die Chance, die Mehrheitsverhältnisse im Kantonsrat zu ändern, damit in Zukunft auch im Kanton konstruktive Lösungen möglich sind!

 

 

Dieser Artikel erschien am 23. Januar 2019 im Tagblatt der Stadt Zürich in der Rubrik ‚Forum der Parteien‘.